Sbrinz-Käse als Transport- und Handelsgut

    Über die transalpinen Säumer-Routen wurde bis ins 15. Jahrhundert hauptsächlich Salz, Gewürze, Korn, Reis, Wein, Tuchwaren und Vieh transportiert. Erst nach der Ausbreitung der Milchwirtschaft und der intensiven Produktion von Hartkäse wurde dieses Produkt zu einem Hauptexportgut über die Alpenpässe nach dem Süden.

    Produktion und Exporthandel des Sbrinz-Käses

    Seit etwa 1450 sind aus der Innerschweiz erste Käsetransporte über den Gotthard nach Italien belegt. Etwa um die gleiche Zeit wurde die Milchwirtschaft in den Bergregionen stark ausgebaut. Die Käseherstellung konzentrierte sich aber damals noch auf die traditionelle Produktion von Weichkäse, der Ähnlichkeiten mit dem noch heute hergestellten Zieger hatte. Erst nach 1500 wurde allmählich auf die Lab-Hartkäseherstellung umgestellt. Dieser salzige, feinkörnige und gereifte Trockenkäse war viel länger haltbar und durch seine Härte für den holprigen Saumpfadtransport gut geeignet. Die relativ kleinen Käselaibe, etwa 15 kg schwer, wurden den Saumtieren für den Transport auf Holzschilden, sogenannten «Trätschen» oder in «Spalen- fässern» beidseitig aufgeladen.

    Für den Ursprung des Namens Sbrinz gibt es unterschiedliche Auffassungen. Historische Quellen belegen aber eindeutig, dass der Sbrinzkäse erstmalig im Engelbergertal hergestellt wurde und sein Wortursprung in Italien liegt. Durch die intensiven Handelsbeziehungen der Engelberger mit dem Süden wurde der lombardische Dialektausdruck «sbrienzo», der zur südost-europäischen Wortgruppe «brenza» oder «brinza» gehören soll, nach Norden exportiert. Im Innerschweizer Dialekt wird der Käse heute noch als Spalenkäse bezeichnet.

    Das Hauptherstellungsgebiet des Sbrinzkäses lag in der Innerschweiz. Die Käsetrans- porte, die über Brünig-, Grimsel- und Griespass gingen, stammten aus Schwyz, Uri, Entlebuch, Engelbergertal und Obwalden. Weitere Herstellungsgebiete lagen später im Simmental, Saanenland, östlichen Berner Oberland und im Wallis.Die ersten Käse-Exportspuren über den Brünigpass ins Goms gehen auf die Zeit um 1500 zurück. Die Hauptabsatzmärkte für Käse aus Obwalden lagen aber damals, nach historischen Dokumenten, hauptsächlich in Bern. Politische Spannungen im Zusammenhang der Reformation führten mehrmals zu Exportverboten für Käse aus Obwalden, gegen die aber oft verstossen wurde.

    Ab dem Ende des 16. Jahrhunderts gibt es eindeutige Nachweise für den intensiven Käsetransport von Unterwalden über die Sbrinz-Route nach dem Süden. Walliser und Pomater Quellen berichten mehrfach vom Tausch von Eschentaler Wein gegen Sbrinz-Käse, der teilweise nach Mailand geliefert wurde.